Kulturvortrag “ Australien“ mit den Brüdern Nagel am
4. März 2020Im April findet Feuer frei nicht statt – verschoben auf Oktober! Mehr Infos sind im Video zu sehen.
16. März 2020
Durch den Austausch mit dem CDU/CSU Behindertenbeauftragter, Herrn Oellers bei einer CDU Feierlichkeit aus Anlass des 10-jährigen Bestehens der UN BRK in Düsseldorf kommt auf das Thema „Aktuelle Situation der Gebärdensprache in Deutschland“ stellen wir fest, dass es an der Zeit ist, eine ernstzunehmende Diskussion zu führen, ob die derzeitige Gesetzesauslegung und den Begriff „Deutsche Gebärdensprache“ heute noch passt bzw. uns Gebärdensprachler im gesellschaftlichen Leben ein gleichwertiger Zugang gibt.
Wir haben festgestellt, dass wir uns jetzt mit dieser Bedeutung „Gebärdensprache“ auseinandersetzen müssen und haben vereinbart, dass wir zusammen in Berlin mit anderen Fraktionen zusammensetzen müssen und darüber eine Debatte führen, was bisher geschehen war und ob dieser Weg vielleicht heute nicht mehr gerecht und zeitgemäß ist.
Zwischenzeitlich hat J. Eichler viele Kontakte nach Berlin geknüpft, mit versch. Fraktionen ausgetauscht und übernahm nun die Regie für die Organisation für das Treffen am 9. März 2020 in Berlin.
In Abstimmung mit Prof. Dr. Christian Rathmann (HU Berlin), Prof. Dr. Pamela Perniss und ihr wissenschaftlicher Mitarbeiter Reiner Griebel (der bereits mit Dr. Emily Kaufmann den Begriff „Status der Gebärdensprache“ die unterschiedliche Bedeutung und Kontexte der Gesetzesauslegung in Deutschland in der Uni zu Köln erforscht haben), Josef Willmerdinger (Präsident des Deutschen Geh. Sportverbandes), Steffen Helbing (Vizepräsident des Deutschen Geh. Bund) und meine Wenigkeit bereiteten wir auf diesem Austauschtreffen in Berlin vor.

Mit unserem Ziel wollen wir die Bedeutung unserer Deutschen Gebärdensprache für die Laien (= haben keine/kaum Ahnung) begrifflich machen und diesen Wert als Sprache wie jede andere Sprache gleichsetzen. Die Deutsche Gebärdensprache, unabhängig des Behindertenstatus, soll alles aus den Gesetzen wie z. B. SGB (= Sozialgesetz), teilweise BGG (= Behindertengleichstellungsgesetz) und KHV (= Kommunikationshilfeverordnung) herausgelöst und neu im Gesetz definiert, ebendort, wo andere Sprache auch so in die Gesetze/Verfahren definiert. Ebenfalls stellten wir die Frage; wie werden die Menschen, die in DGS, als ihre Muttersprache (L1) kommunizieren, bezeichnet? Wie z. B. CODA-Kinder oder Dolmetschende, die tief in der Deutschen Gebärdensprache verwurzelt sind. Gehören sie auch zu der Kategorie: „Behinderung, aufgrund der Sprache“?
Am Tag jedoch, als das Treff stattfand, müssen Pellmann (Die Linke), S. Helbing (DGB) krankheitsbedingt absagen. A. Glöckner (SPD) wurde auf der Bahnfahrt irgendwo in der Mitte gestoppt, so dass sie nicht zum Treffen erscheinen konnte, schickte aber sofort eine Vertreterin. Beeck (FDP) hatte aus Termingründen schon vorher abgesagt. C. Rüffer (Bündnis/Die Grünen) konnte aufgrund einer Terminkollision leider nicht kommen. Nur W. Oellers aus CDU/CSU und die Vertreterin Dr. Marlog (Bund der Behindertenbeauftragter Dusel) sowie eine SPD Vertreterin von Glöckner waren zusammengekommen. Die verhinderten Politiker der SPD, Bündnis/Die Grünen und Die Linke baten uns eindringlich, das Ergebnis des Austauschgespräches nachzureichen und baten auch darum, demnächst für evtl. Gespräche kontaktiert zu werden, dies sagt schon was!
In diesem Austausch wurde konkret darauf hingewiesen, was die Gesellschaft und die Politiker unter Gebärdensprache verstehen; sie wurde mehrheitlich als „Kommunikationsunterstützung“ verstanden und nicht als gleichwertige Sprache wie jede andere, z. B. Spanisch, Englisch usw. gesehen/gehört. Aus der wissenschaftlichen Ecke wurde auf vieles hingewiesen, dass es eigentlich keine Diskussion geben dürfte, die Gebärdensprache anders zu bewerten. Sie ist seit 2002 überhaupt erstmalig in Deutschland im BGG „anerkannt“, was für die Gebärdensprachgemeinschaft eine außergewöhnliche Stellung bekommen dürfte. Und seitdem ist bis heute kein einziger Schritt weiterentwickelt, wie es im Bildungssystem, Kultur, Gesellschaft usw. um unsere Gebärdensprache besteht.
Vor allem für die Kinder, die mit DGS als Muttersprache aufwachsen, ist quasi eine „Vergewaltigung und Missbrauch“, was heutzutage die Verantwortlichen (Politiker, Bildungsministerium oder Kultusministerium) mit uns machen. Aktuelle Situation wie das Coronavirus ist ein wichtiges Beispiel dafür.
Nach vielen tiefbegründigen Hinweisen kommen wir gut zu einer konstruktiven Diskussion und wir stimmen überein, dass unser Austauschtreff weitergeführt werden muss.
Es wurde auch festgestellt, für das nächste Treffen noch andere Politiker, die für den Bereich Sprache zuständig sind, mit einzubeziehen und auf diesem Thema besser abzuklären, wie Herr Oellers feststellte. Er ist in der Meinung, dass er als behindertenpolitischer Sprecher in diesem Sachverhalt nicht der richtige Ansprechpartner ist, jedoch bekräftigte er uns allen, dass er auf jeden Fall bis zum Schluss mitarbeiten will und würde es begrüßen, dass die anderen Fraktionen es auch genau so sehen würden. Dr. Marlog empfahl uns, BMI Verantwortlicher hinzuziehen, da sie evtl. zuständig ist.
Zum Schluss vereinbarten wir, dass ich als „federführender Organisator“ für die künftige Treffen und Austausche mit den Bundestagsabgeordneten kümmern soll, da ich dies bereits im Vorfeld getätigt habe. Es ist geplant, das nächste Treffen im Abgeordnetenhaus vor der Sommerpause stattfinden zu lassen. Bis dahin sollen wir alle unsere „Hausaufgaben“ machen.
Desweiteren gibt es auch eine Arbeitsgruppe im Auftrag des DGB unter der Federführung von C. Rathmann und D. Tabbert-Zander, mit denen wir evtl. am 4. Mai in Berlin zusammentreffen und uns zu diesem Thema gemeinsam austauschen werden, bzw. Hausaufgaben machen, um beim Austauschtreff für die weitere Maßnahmen auszuarbeiten.
Wir werden und wollen künftig gemeinsam an einem Strang ziehen und transparent arbeiten, gemeinsam das Wohl der Gebärdensprachgemeinschaft durchzusetzen.

Es kann nicht sein, dass wir in der heutigen digitalen und vernetzten Welt um unsere Muttersprache feilschen und um stete Anerkennung kämpfen müssen. Wo bleibt die absolute Selbstverständlichkeit, unsere eigenständige und absolute Selbstbestimmung, unsere Sprache zu nutzen?
Text: J. Eichler Bildquelle: Büro W. Oellers